— Völlige, absolute und einhundertprozentige Stille.
Adventure time! ⛰️ In den tiefsten Schwarzwald gefahren. Die Spät sommersonne auf der Haut von 1Lennz geschmeckt. ☀️ Mit Schwebefliegen Freund*innenschaft geschlossen. Einsame Waldwege erkundet und dabei Pfifferlinge gefunden. Feuerchen gemacht, einen Rosé geöffnet und in den Sternenhimmel, mit so wenig Lichtverschmutzung wie zuletzt vor über 20 Jahren an der Küste vor St. Peter Ording, geschaut. Wow! ✨ Fledermäuse beobachtet. In der Nacht die völlige, absolute und einhundertprozentige Stille erlebt. Kaffee und Tee im schattigen Morgentau getrunken und dazu das beste, einen Tag alte, Pain au chocolat meines Lebens gegessen. Am eiskalten Brunnen gewaschen. Das Gesicht in der Morgensonne gewärmt, welche sich über die Baumwipfel schob. Aufbruch zurück in die Zivilisation. 🌀 Warum?
Verteilt auf unserer Wanderroute lagen heute nur 287 Höhenmeter und dennoch haben Ella und ich fast fünf Stunden gebraucht. Es lag an den Himbeeren. Zu viele, zu lecker und einfach überall. Noch vor ein paar Tagen hatte ich mich lautstark darüber beschwert, dass ich keinen einzigen Spot in der Gegend kenne, an dem Himbeeren wachsen. Tja, jetzt kenne ich einen! Doch: Wie kann es sein, dass ich all die Jahre, die ich nun schon im Schwarzwald lebe, noch nicht hier gewesen bin? Und: Wie viel Glück kann mensch bitte haben, heute – nach einem Unwetter – in dieser wunderschönen Bannwald-Schlucht gewesen zu sein?
Fest steht, diese Wanderung, mit frühem Aufstehen, Brezel-Kauf bei der Dorfbäckerei, morgendlicher Sommer-Kühle, kurzweiligen Licht- und Schattenspielen, einer unglaublich mystisch-moosigen Schlucht, Himbeeren in Hülle und Fülle, faszinierenderen Wasserspielen und den Ausblicken in die Täler, sticht unter vielen Routen, die ich schon erkunden durfte, heraus.
Durch den Pflanzenfarbstoff Anthocyan besitzen Blaubeeren antioxidative Wirkung und helfen somit oxidativem Stress im Körper vorzubeugen und freie Radikale abzufangen. Aha! 🫐 Obendrein sind sie einfach super lecker und erinnern mich an meine Kindheit, als klein Oli Lou mit Oma und Opa durch den vogtländischen Forst zog um Beeren zu pflücken. Also vornehmlich haben meine Großeltern gepflückt. Ich musste, wie eine Ameise, Dinge durch den Wald schleppen, die meine Körpergröße um ein vielfaches übertrafen.
Wenn die Stadt sich auf 35°C und mehr aufheizt, dann flüchte ich hier hin. Wo die Feuchtigkeit des letzten Gewitters noch präsent ist, wo der Waldboden über seine moosige Oberfläche ungeahnte Kühle ausströmt, wo immer ein leichter Wind über die Haut streift und die Gischt der Wasserfälle sich kühlend auf den ganzen Körper legt.
Was für ein Privileg solche Orte zu kennen, dass sie (noch) existieren und ich aktuell der Lohnarbeit entsage, um sie ausgiebig fühlen und erleben zu können.
Mit Ella im Wald. War notwendig, auf beiden Seiten, und tat ausgesprochen gut. Wie immer waren wir früh unterwegs und konnten den Touristenströmen weitestgehend entgehen. Bis auf Renate und Giesela, die uns mitten im Wald und wie aus dem Nichts fragten: Wie weit isses denn noch? Gute Frage. Zum Feldsee, nach Hinterzarten, auf den Feldberg? Statt einer Antwort hörten wir das Wehklagen, dass sie den Berg ja auch wieder rauf müssten und sogleich die nächste Frage: Fährt da denn ein Bus? Nein. 🤷 Statt eines Busses gab es (für mich) einen Wanderkaffee am Feldsee, den Geruch des Waldes und von Bergwiesen, mystische Wege, rauschendes Wasser und als Mitbringsel: Quendel, die wilde Schwester des Thymians, Walderdbeeren, die ersten Heidelbeeren, Bärwurz und einen kleinen Wiesenblumenstrauß. 💛
This week I had too little exercise. I sat at my desk too much, had too many appointments and I often took the car due to lack of time. So today, after having a coffee, I put on my barefoot hiking shoes and started walking. 🥾 I’m lucky enough to live amid the Black Forest, so I can enter the wood just a few steps away from my door.
Most times walking around in nature is the quickest way to ease stress for me. No matter where I am, I can find something interesting to look at or to capture with my camera. But today letting go and relaxing didn’t work out quite so well. I could not get rid of my inner tension and could still hear the soft rustling of the city as a reminder of busy everyday life. Nevertheless, I could enjoy the fresh, icy air and capture some moments with my camera. Bodily movement also helped me to shift attention to myself.
Black Forest, Nikon D600/50mm 1.8, processed with VSCO.
Meine gestrige Story (Highlight: Touri-Hölle 💥) und das Kundtun meiner nahezu ungefilterten Meinung zum Erleben von Natur hat natürlich zu einigen Reaktionen geführt. Auf einzelne Antworten verzichte ich und packe lieber grob in diesen Beitrag, um was es mir geht.
Ich habe ein massives Problem mit der Eventisierung von Natur, um Bedürfnisse bei Menschen zu wecken, die sonst nie auf den Gedanken gekommen wären, dass sie diese Bedürfnisse hegen. Dabei mache ich keinen Unterschied zwischen Skitourismus, für den Wald gerodet und Pisten künstlich beschneit werden, Mountainbike-Trails, für die man es mit den Naturschutz gebieten nicht mehr ganz so genau nimmt oder mit besonders markanten Plätzen in der Natur, für die man im Grunde keinen Schritt mehr wandern muss, weil in unmittelbarer Nähe nicht etwa ein kleiner Wanderparkplatz für vier, fünf Autos ist, sondern ein riesiger, auf dem jede*r den SUV parken kann, um so richtig schön auf die Marketinglüge von Entspannung und Glückseligkeit in unberührter Landschaft hereinzufallen. Hier greift übrigens das Prinzip der kulturellen Innovation. Kurz: Ändere die Auffassung davon, was als wertvoll gilt. „Früher“ genügte es Armin und Gisela mit dem Klapprad an der Uferpromenade von Magdeburg entlangzufahren. Heute müssen sie mit ihren Pedelecs in die Alpen auf 2.500 Hm, um dort Wanderern die seit Tagen unterwegs sind, den Platz in der Almhütte streitig zu machen. Wer hat’s initiiert und profitiert: Unternehmen, die mit Naturerfahrung werben, um ein Pedelec für 6.000 Euro zu verkaufen. Oder die Brauerei, welche die drei Kumpels auf einem Gipfel zeigt, weil nur dort die zu Tode gefilterte Hopfen-Plörre schmeckt. Und auch der Tourismus möchte nicht zu kurz kommen, denn Armin und Gisela sowie die Bier-Kumpels müssen natürlich auch irgendwo unterkommen. Selbstverständlich im neu gebauten Premium-E-Bike-Hotel für das ein Hochmoor trocken gelegt wurde, weil Steckdosen gab es ja sonst nirgends. 🙄
Es mag der ur-innerste Trieb des Menschen (geworden?) sein, sich die Umwelt gefügig zu machen und (zumeist ohne Rücksicht auf Verluste) in sie vorzudringen. Wohin uns das führt, sehen und lesen wir täglich in den Nachrichten. Die Diskrepanz zwischen dem Vordringen der Massen und der Erhaltung von schützenswerten Räumen (in denen vielleicht auch noch andere Lebewesen ihr von Mountainbikern in Frage gestelltes Dasein fristen), die unsere Lebensgrundlage auf diesem Planeten gerade noch so in der Waage halten, könnte somit offensichtlicher nicht sein.
Möchte ich also Menschen das persönliche und rücksichtsvolle Naturerlebnis absprechen? Möchte ich mich auf ein Podest stellen und das einzig wahre Wandern propagieren? Nö. Lauft in Adiletten durch jede Schlucht und auf jeder schwarzen Route durch den Schwarzwald, doch jammert nicht wenn es euch auf die … legt. Trinkt euer Dosenbier, nehmt die leeren Dinger wieder mit und grölt im Wohnzimmer von Hase, Fuchs und Igel nicht rum. Fahrt so nah ran wie es erlaubt ist und beansprucht Hilfe aus eurem Umfeld, wenn ihr einen Ort erleben wollt von dem ihr euch Ruhe und Energie ✨ erwartet, es eure Konstitution aber nicht zulässt. Doch können wir uns darauf einigen, dass wir nicht alles zubetonieren (und Wurstbuden drauf stellen) können und dass nicht jede*r alles gesehen und besucht haben muss, weil es ein gemachtes Bedürfnis ist, das sich bei Insta gerade gut klickt?
Das gewisse Strukturen notwendig sind um Teilhabe zu ermöglichen und Barrieren jeglicher Art abzubauen ist klar und wichtig. Auf viele dieser Strukturen zurückgreifen zu können, betrachte ich selbst als absolutes Privileg. Eine Buslinie auf einen Berg, eine schmale aber gut befahrbare Straße zum Ausgangspunkt oder auch der breite, teils geteerte Weg (wie gestern rund um die Ohratalsperre) der mit Kinderwagen, Rollator und Rollstuhl befahrbar ist, auf dem es einem zu keinem Zeitpunkt an Naturerlebnis fehlt, sind großartig. Und doch maße ich mir an zu behaupten, dass es weiterhin Plätze geben muss, die uns aus verschiedenen Gründen unzugänglich bleiben sollten. Ob aus Vernunft, weil wir, um sie zu erreichen, Unmengen an CO₂ in die Luft blasen würden oder weil die Schaffung eines massentauglichen Zugangs einen zu tiefen Eingriff in zumeist fragile Ökosysteme bedeutet.
Geworfene Äste, leere Bierdosen und schweizer Taschenmesser bitte in die Kommentare (bei Instagram)! 🔪
Hey, ich bin Oli Lou! Ich lebe in Freiburg, bin Allrounder*in in den Bereichen Medien, Kommunikation und Betriebswirtschaft und dokumentiere hier meinen Blick auf die Welt.